Die 7 Bausteine von kluug:
Ganzheitliche Leseförderung neu gedacht

Lesen ist eine Schlüsselkompetenz, die nicht nur den schulischen Erfolg maßgeblich beeinflusst, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Digitale Leseplattformen gibt es mittlerweile viele, doch ihre Ansätze variieren stark. Während einige Anwendungen hilfreiche Funktionen für einzelne Aspekte des Lesens bieten, bleibt eine umfassende Förderung aller wesentlichen Ebenen des Lesens oft aus. Häufig konzentrieren sie sich lediglich auf ausgewählte Teilbereiche wie das Erkennen von Buchstaben oder das Textverständnis, ohne einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.
Um diese Lücke zu schließen, wurde die Leseförderanwendung kluug in den Jahren 2021 und 2022 in Zusammenarbeit zwischen der Bergischen Universität Wuppertal und uns, dem Start-up LEAD Lernen digital GmbH, entwickelt. Unser Ziel ist es, alle Ebenen des Lesens gezielt zu fördern und ein umfassendes, ganzheitliches Konzept zu schaffen. kluug basiert auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und innovativen Ansätzen zur Leseförderung. In einem Beitrag des Sammelbandes Literarische Texte lesen – Texte literarisch lesen. Festschrift für Cornelia Rosebrock aus dem Jahr 2024 stellen Prof. Dr. Steffen Gailberger und Dr. des. Gerrit Helm, welche maßgeblich bei der Konzeption von kluug beteiligt waren, die sieben wesentlichen Bausteine von kluug vor:
1. Konsequente lesedidaktische Berücksichtigung des deutschen Sprachsystems:
Die Leseförder-App kluug geht über herkömmliche Ansätze hinaus und berücksichtigt gezielt acht unterschiedliche Teilprozesse des Lesens – von der Erkennung einzelner Buchstaben bis hin zum zusammenhängenden Textverstehen. Dieser umfassende Ansatz hebt sie von vielen anderen deutschen Sprach- und Leseförder-Anwendungen ab, die oft nur begrenzte Teilaspekte des Lesens im Fokus haben. Durch diese Bandbreite gelingt es kluug, Lernende systematisch in verschiedenen Bereichen des Lesens zu unterstützen und gezielt individuelle Schwächen anzugehen. Somit richtet sich kluug auch an sprachlich und sozial benachteiligte Lernende, wie beispielsweise Kinder aus Familien ohne deutsche Familiensprache (DaZ – Deutsch als Zweitsprache) oder solche, die aufgrund familiärer Umstände Nachteile in Sprache und Lesen erfahren. Für diese Gruppen bietet die Leseförderanwendung spezifische Unterstützung genau dort, wo sie am dringendsten benötigt wird, und ermöglicht so eine gezielte Stärkung der Lesefähigkeit in Bereichen, die für die weitere Bildungsbiografie entscheidend sind (vgl. Gailberger/Helm 2024: 144f.).
2. Zielgenaue Diagnose zur kompetenzfördernden Binnendifferenzierung:
Um sicherzustellen, dass jedes Kind auf seinem aktuellen Kompetenzstand gefördert wird, integriert kluug ein innovatives digitales Lesediagnosetool namens AiDe-L, welches von Dr. des. Gerrit Helm entwickelt wurde. Zu Beginn durchlaufen alle Schüler*innen dieses Tool spielerisch und werden anhand der Ergebnisse hinsichtlich ihres Leistungsstandes kategorisiert. Somit ermöglicht die Diagnose eine exakte Zuordnung des Schwierigkeitsgrades der Lesespiele anhand der individuellen Fähigkeiten der Lernenden. Damit kann Über- oder Unterforderung verhindert werden und die Spiele sind optimal an das Lernniveau angepasst. Basierend auf den erzielten Fortschritten schaltet das System kontinuierlich neue, herausfordernde Lernspiele frei, sodass sich die Kinder ‚hocharbeiten‘ können. Parallel dazu erhalten Lehrkräfte jederzeit eine Übersicht über die Fortschritte der Lernenden, die sich bei Bedarf auch mit dem Kind selbst oder dessen Eltern teilen lässt. Dies sorgt für zusätzliche Motivation bei allen Beteiligten und macht die Kompetenzförderung transparent und effizient (vgl. Gailberger/Helm 2024: 145).
3. Integration in heterogenen Lerngruppen:
Das adaptive System von kluug passt die Schwierigkeitsstufen der Spiele kontinuierlich an die Fortschritte der Kinder an und bietet damit optimale Lernbedingungen für alle Nutzer*innen. Unterschiedliche Leistungsniveaus werden gezielt gefördert:
- Einstieg für Anfänger: Kinder, die neu eingeschult wurden oder erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind, können mit den grundlegenden Spielen 1-3 eine solide Grundlage für das deutsche Schriftsystem aufbauen.
- Förderung schwächerer Leser*innen: Die Spiele 4-6 konzentrieren sich darauf, Lesefluss und mentales Lexikon so lange zu üben, bis die Fähigkeiten, welche zur Bewältigung der anspruchsvolleren Spiele benötigt werden, erlangt und ausgebaut wurden.
- Erweiterung für starke Leser*innen: Im Lesen fortgeschrittene Kinder profitieren von den Spielen 7-8, welche u.a. Lesestrategiewissen und Textverstehen auf einem für die Lernenden optimalen Niveau fördern.
Dieses abgestufte System macht kluug zu einer wertvollen Ressource für heterogene Lerngruppen und ermöglicht eine individuelle Förderung eines jeden Kindes – unabhängig von ihren Ausgangsvoraussetzungen (vgl. Gailberger/Helm 2024: 145f.).

4. Integrative wie additive Einsetzbarkeit im Schulalltag:
Die Lernförderanwendung kluug wurde so entwickelt, dass sie vielseitig im Schulalltag integriert werden kann. Dank ihrer Orientierung an den Bildungsstandards und Kernlehrplänen der Bundesländer eignet sie sich sowohl für den Regelunterricht im Fach Deutsch als auch für den Förderunterricht und die Nachmittagsbetreuung. Durch das System, in dem alle Lernenden einen eigenen Account anlegt bekommt, können Schüler*innen ihre Förderung zudem nahtlos zu Hause fortsetzen. kluug bietet somit eine flexible Lösung für aktuelle schulische Herausforderungen wie Lehrkräftemangel und damit einhergehenden Unterrichtsausfall oder den wachsenden Bedarf an Nachmittagsbetreuung, welche über reines Beaufsichtigen einer Gruppe hinaus geht und die Leseförderung dieser Gruppe ermöglicht (vgl. Gailberger/Helm 2024: 146).
5. Niedrigschwellige Umsetzbarkeit:
kluug wurde so gestaltet, dass es für Schüler*innen leicht zugänglich und selbsterklärend ist. Das Spielen erfolgt im Optimalfall in kooperativen Zweier-Tandems, wodurch nicht nur die Lesekompetenz, sondern auch kommunikative und soziale Fähigkeiten gefördert werden. Die Spiele sind intuitiv bedienbar und unterstützende Erklärvideos zu verschiedenen Bereichen von kluug stehen in derzeit sieben Sprachen (u.a. Ukrainisch, Russisch, Arabisch) zur Verfügung, was den Einstieg erleichtert (vgl. Gailberger/Helm 2024: 146f.).
6. Motivierende Gamification-Elemente der konzipierten Lernaufgaben:
Die Leseförderanwendung kluug kombiniert Erkenntnisse aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen wie Lesepsychologie oder Motivationspsychologie zu einem durchdachten Konzept aus acht Spielen, welche zum einen motivierend gestaltet sind und zum anderen auch das Lesen optimal fördern. Diese Spiele wurden sorgfältig strukturiert, um eine kontinuierliche und behutsame Steigerung des Schwierigkeitsgrades zu gewährleisten – sowohl zwischen den einzelnen Spielen als auch innerhalb jedes Spiels. Das System bietet fünf unterschiedliche Leistungsniveaus von sehr leicht bis überdurchschnittlich schwer, die durch die Spiele 1 bis 8 abgebildet werden. Zusätzlich sind die einzelnen Spiele in bis zu 60 Level unterteilt, wodurch sich Lernende stetig neuen Herausforderungen stellen müssen. Dieser abgestufte Aufbau sorgt für langanhaltende Motivation und eine individuell anpassbare Förderung, ohne eine Über- oder Unterforderung auszulösen. Auf Wunsch können die einzelnen Spiele und Level durch die Lehrkraft manuell eingestellt werden, falls eine noch präzisere Förderung gewünscht wird (vgl. Gailberger/Helm 2024: 147).
7. Hörbuchlesen:
Als wertvollen Zusatz zu den Lernförderspielen bietet kluug das etablierte Lautleseverfahren des Hörbuchlesens an, welches vor allem durch Prof. Dr. Steffen Gailberger bekannt wurde. Dieses Format dient nicht nur der Vertiefung der Leseerfahrung, sondern auch als motivierendes Belohnungssystem für die Kinder. Die integrierte Hörbuchbibliothek, welche aus Werken von bekannter Künstler*innen wie Andrea Schomburg, Kirsten Boie, Rolf Zuckowski und vielen weiteren besteht, sorgt für zusätzliche Lesefreude. Diese Erweiterung bereichert kluug mit einer abwechslungsreichen Möglichkeit, das Lesen weiter zu fördern und Lesemotivation auf- und auszubauen (vgl. Gailberger/Helm 2024: 147).
BE
Literatur
Gailberger, S., Helm, G. (2024): kluug das Lesen fördern. Digitale systematische Leseförderung für die Grundschule. In: Carl, M.-O., Jörgens, M., Schulze, T. (Hrgs.): Literarische Texte lesen – Texte literarisch lesen: Festschrift für Cornelia Rosebrock. Berlin: Springer Berlin Heidelberg. S. 143-172.